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„Man fühlt sich so nützlich“: Deutschunterricht für Flüchtlinge mit RoBiNet

von Ruth Finckh

„Warum sprecht ihr das R am Ende von Worten wie A aus? Was bedeutet ‚Gemütlichkeit‘? Ist eine Socke das gleiche wie ein Strumpf?“ Mit diesen und ähnlichen Fragen beschäftigen sich in diesen Tagen zahllose freiwillige Deutschlehrer in Rosdorf und anderswo, wenn sie Flüchtlinge mit den ersten Worten unserer Sprache vertraut machen. Manchmal ist dieser improvisierte Unterricht anstrengend, wenn man zehn oder mehr lernbegierigen Schülern gleichzeitig Antworten geben soll. Manchmal ist er interessant, wenn man zum Beispiel plötzlich Ähnlichkeiten zwischen afghanischen Dialekten und dem Deutschen entdeckt. Und oft ist es lustig und anrührend, wenn etwa junge Syrer strahlend ihren ersten deutschen Satz formulieren: „Ich mag dich!“.

Das Rosdorfer Bildungs-Netzwerk bietet, wie andere Gruppen auch, Deutschunterricht für die Flüchtlinge in den Gebäuden der Anne-Frank-Schule an. Anfangs war es nicht leicht, wirklich geeignetes Arbeitsmaterial für unsere spontanen Unterrichtsstunden aufzutreiben, die im Aufenthaltsraum der AFS und im Spielcafé „Laterna Magica“ stattfinden. Denn durch den häufigen Wechsel und den unterschiedlichen Wissensstand der Flüchtlinge kann man keinen systematischen Lehrplan entwickeln. Man braucht einzelne Übungsblätter, die unabhängig voneinander eingesetzt werden können. Inzwischen haben wir eine Reihe von erprobten Materialien zusammengestellt und sie auf unserer Homepage www.robinet-rosdorf.de unter „Help for refugees“ eingestellt.

Außerdem brauchten wir Unterstützung bei der Herstellung von Kopien und beim Beschaffen von Kugelschreibern – nur, wenn alles Nötige bereitliegt, kann spontaner Deutschunterricht funktionieren. Hierfür danken wir ganz herzlich Sören Steinberg und seinem Büro, Ulf Himme (Ergo-Versicherung), dem Team des Copyshops DDZ sowie Matthias Jacobs (REWE). Magda Zynda danken wir für ihre Toleranz und Gastfreundschaft während des Herbstferienprogramms.

Auch weiterhin würden wir uns sehr über kleine Kopier-Kontingente und Kugelschreiber freuen. Besonders willkommen wären aber weitere „Mitstreiter“, die uns beim Erteilen des Deutschunterrichts unterstützen. Anders als bei regulären Sprachkursen ist weder eine besondere Vorbildung erforderlich noch eine längerfristige Verpflichtung: RoBiNet stellt das Material bereit und freut sich über jeden, der mit anpackt!

Wir treffen uns mittwochs 15.30-18.00 im Spielcafé „Laterna Magica“ in der Heinrich-Grupe-Schule und sonntags von 15-17 Uhr auf dem Gelände der Anne-Frank-Schule (bei kaltem Wetter im Aufenthaltsraum). Neben dem Unterricht wird jeweils ein Spielangebot für Kinder gemacht; auch die Flüchtlings-Frauen-Handarbeitsgruppe leistet uns mittwochs Gesellschaft.

Wir sind jederzeit über unsere Homepage zu erreichen und freuen uns auf weitere Unterstützer, die mit uns die Erfahrung einer 17-jährigen Spontan-Deutschlehrerin aus unserem Kreis teilen möchten: „Man fühlt sich so nützlich!“

Zuhal und LucinaDeutschunterricht Okt 15b