Archiv der Kategorie: RoBiNet Veranstaltung

Cannabis: Geschichte, Fluch und Segen. Ein Vortrag von Elisabeth Jaritz und Jörg Baitz

von Ruth Finckh

„Cannabis? Ein merkwürdiges Thema für die Vorweihnachtszeit!“, dachte vielleicht der eine oder andere Rosdorfer, der die Ankündigung dieses Vortrages las, den das Rosdorfer Bildungs-Netzwerk (RoBiNet) organisiert hatte. Doch Thema und Termin hatten ihren Grund. Die Veranstaltung bildete den Abschluss einer Reihe mit zahlreichen Kräuterprojekten, die RoBiNet im Laufe des Jahres 2018 angeboten hat und die im demnächst erscheinenden „Rosdorfer Kräuterkalender 2019“ dokumentiert sind.

So interessierte sich eine Reihe von neugierigen Zuhörern für den abwechslungsreich gestalteten Vortrag des Mühlen-Apothekers Jörg Baitz und der früheren Rosdorfer Kinderärztin Elisabeth Jaritz. Die Hanfpflanze erwies sich dabei als wahrhaft „magisches“ Kraut – bereits vor Jahrtausenden zur Herstellung von Seilen und Stoffen genutzt, aber auch schon von den Skythen zur Erzeugung von Rauschzuständen verwendet, als Heilkraut gepriesen bei Hildegard von Bingen, gefürchtet als abhängig machende Droge und zugleich geschätzt von der modernen Medizin, die sich freilich zur Zeit noch ein wenig schwer damit tut, das heilende Potential der Cannabispflanze wirklich auszuschöpfen. Bislang fehlt es nämlich an aussagekräftigen Studien, die den Ärzten die Entscheidung für eine Cannabis-Verschreibung erleichtern würden – rechtlich ist bereits jetzt der Weg dafür frei. Wenn solche Untersuchungen in der nächsten Zeit durchgeführt werden, was die Vortragenden einhellig für wahrscheinlich hielten, dann werden neue Medikamente für Schmerz- und Krampfpatienten, für Depressionsgeplagte und vielleicht sogar für Krebsleidende zur Verfügung stehen. Freilich ist auch medizinisch abgegebener Cannabis nicht ohne Nebenwirkungen, sodass man bei der Beschreibung des legendären Krautes, wie Jörg Baitz abschließend betonte, vorerst bei der Formulierung „Fluch UND Segen“ bleiben muss.

Marien-Kräuterwanderung

Besuch des Biotops am Rosdorfer Bahndamm

Text:Ute Lesjak          Fotos:Ralf Lesjak

Mitte August konnten wir 11 kräuterinteressierte Besucher begrüßen, die das schöne Sommerwetter dazu nutzten, sich die verschiedenen Kräuterpflanzen im Bereich der alten Gleisanlagen erklären zu lassen. Unsere Expertin, die Umweltpädagogin Hildegard Liphardt, machte uns auf viele Pflanzen aufmerksam, die viele von uns aus dem eigenen Garten kennen. So erfuhren wir z.B. vom Vogelknöterich, dass er seine Vermehrung unter anderem über einen Kleber an den Samen sicherstellt. Die Samen haften an den Schuhsohlen und werden so weiterverteilt. Andere Pflanzen überlassen ihre Verbreitung dem Wind, Ameisen oder den Vögeln.

Am 15. August wird in vielen katholischen Gemeinden Mariä Himmelfahrt gefeiert, um die Mutter Gottes  zu ehren. Damit verbunden ist oftmals die Kräuterweihe, ursprünglich ein heidnisches Brauchtum bei dem den Göttern Kräuter geopfert wurden als Dank für deren Schutz und für die Heilkraft dieser Kräuter.

Zur Kräuterweihe bindet man die Kräuter zu örtlich sehr unterschiedlichen Kräuterbuschen ( Würzbuschen, Marienwisch, …) Diese Buschen werden in der Kirche geweiht.

Aus Überlieferungen ist bekannt, dass viele Kräuter als Heilpflanzen oder Grundnahrungsmittel genutzt wurden. Hat man ein sog. „Buschel“ gebunden, fügt man in der Mitte entweder eine Sonnenblume oder einen Apfel hinzu. Auch eine Königskerze, umwickelt mit anderen Kräutern, kann der strahlende Mittelpunkt eines solchen kunstvollen Gebindes sein, dessen Bestandteile nach der Weihe vollständig verwertet werden.

Auf unserer Wanderung konnten wir viele dieser Kräuter aufspüren, so z.B. das Labkraut (auch Liebfrauenbettstroh genannt), das Jakobskreuzkraut, den Beifuß, den wir als Würzmittel im Gänsebraten benutzen, den Natternkopf sowie das gelbblühende Fingerkraut (Potentilla) aus der Familie der Rosengewächse.

Über die Kommunikation zwischen den einzelnen Pflanzen einer Art hatten wir uns bisher nicht wirklich viele Gedanken gemacht. Nun erfuhren wir, dass Pflanzen eigentlich eine soziale Ader haben, es aber durchaus auch „Betrüger“ gibt, die sich  durch parasitäres Verhalten auf Kosten anderer durchmogeln. Pflanzen sind eben auch nur Menschen…..

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Hildegard Liphardt. Sie hat uns  wieder auf eine spannende Reise ins Reich der Kräuter mitgenommen. Wir freuen uns schon auf`s nächste Mal!

Johannisnachts-Kräuterwanderung mit Korngeistern

von Ute Lesjak

Ende Juni fand das zweite Angebot des diesjährigen „Kräuterprojekts“ des Vereins RoBiNet statt. Bei strahlendem
Sonnenschein konnten wir insgesamt 14 kräuterinteressierte Besucher, darunter einige Kinder und die Hündin Lilly,
zu unserer Kräuterwanderung auf dem Wartberg begrüßen.
Die Umweltpädagogin Hildegard Liphardt leitete die Gäste an, wunderschöne Blumenkränze aus Wildblumen zu
flechten und brachte uns das Wissen um Schafgarbe, Giersch, Bienenfreund, Johanniskraut u.v.a. näher. Interessant
waren auch die alten Geschichten, die sich um die Korngeister ranken, die in den Getreidefeldern wohnen und den
Menschen seit jeher großen Respekt einflößten.
Vor allem die Kinder freuten sich, als sie anschließend über das „Johannisfeuer“ springen durften. Aufgrund der
Trockenheit verzichteten wir sicherheitshalber auf offene Flammen.
Aufregend wurde es, als die Kinder einen qualmenden Erdhaufen bemerkten, aus dem sogar Flammen loderten. Es
stellte sich heraus, dass es sich dabei um die Reste des diesjährigen Osterfeuers handelte, die von der eilig
herbeigerufenen Freiwilligen Feuerwehr Rosdorf schnell gelöscht werden konnten.
Nach all der Aufregung traten wir zufrieden den Heimweg an, zumal es mittlerweile merklich kühler geworden war.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Hildegard Liphardt für die interessanten Einblicke in die magische Welt der
Kräuter. Am Samstag, den 18.08.18 wird eine Marien- Kräuterwanderung stattfinden, zu der wir alle Interessierten
heute schon einladen möchten. Den genauen Termin und den Treffpunkt werden wir demnächst bekanntgeben.

Von Holunderweibchen, Schafgarben und Löwenzähnen

von  Ruth Finckh

Das zweite Angebot aus dem diesjährigen „Kräuterprojekt“ des Vereins RoBiNet fand am vergangenen Mittwoch in der Mensa der Heinrich-Grupe-Schule statt. Rund ein Dutzend Gäste kamen zusammen, um phantasievolle Geschichten und Gedichte zum Thema „Kräuter“ zu hören, sich über die Zubereitung von entsprechenden Tees und Kaltgetränken zu informieren und dabei verschiedene Kräuterlimonaden zu probieren.

Die Lesung begann mit dem poetischen Märchen „Das Holunderweibchen“ von Hans Christian Andersen und führte dann über verschiedene Pflanzengedichte zu der Erzählung „Die Schafgarbe“ des zeitgenössischen Autors Folke Tegetthoff. Darin entschließt sich Gott, der zunächst, bäuchlings auf einer Wolke liegend, das unvernünftige Treiben der Menschen empört beobachtet, am Ende doch, großzügig ein universelles Heilkraut zu spendieren.

Während der unterhaltsamen Lesung gossen sich die Zuhörer eifrig aus den bereitstehenden Karaffen ein. Es gab Minz-Zitronen-Limonade, Holunderblütenschorle und ein Rhabarber-Rosmarin-Getränk. Alle drei stießen auf begeisterten Zuspruch, doch angesichts des schwülen Wetters trug die erfrischende Minze bei den meisten Gästen den Sieg davon.

Als Abschluss präsentierte Hildegard Liphardt eine Auswahl von Kräutern aus ihrem Garten, die sich allesamt als Teekräuter eignen, und erläuterte ihre Verwendung. Fazit: Nur genau bekannte Wildpflanzen nutzen, nach Geschmack zusammenstellen, kurz vor dem Aufbrühen sorgfältig zerkleinern. Das ist das ganze Geheimnis!

Die nächsten Entdeckungsreisen ins Reich der Kräuter können alle Interessierten am 23. Mai ab 16 Uhr in der Lernwerkstatt der HGS und am 21. Juni ab 18.30 bei einer Johannisnachts-Kräuterwanderung über den Wartberg unternehmen. Lassen Sie sich überraschen!

Rezept für  Kräuterlimonaden  

Zuckerwasser kochen (stark süßen, falls der Sirup haltbar sein soll, sonst weniger). Kräuter in kochenden Sud einlegen, vom Herd nehmen, abgedeckt über Nacht ziehen lassen, abseihen. Eventuell mit Zitronensäure aus der Apotheke oder Zitronensaft abschmecken. Falls der Sirup aufbewahrt werden soll, vor dem Abfüllen noch einmal hochkochen.

Würzig, wild und lecker: Auftakt des RoBiNet-Kräuterprojekts im Spielcafé Laterna Magica

von Ruth Finckh

„Kann ich den Löwenzahn haben?“, fragt unsere neunjährige Tochter und zieht entschlossen eine üppige, frisch gejätete Pflanze aus dem Unkrautkorb. „Wusstet ihr, dass man die Wurzel essen kann? Die schmeckt zuerst bitter, aber je länger man drauf rumkaut, desto leckerer wird sie. Hat mir Hildegard gezeigt. Wollt ihr mal probieren?“

Kein Zweifel, die kleine Probieraktion mit frischen Wild- und Zuchtkräutern, Quark und Baguette, die Hildegard Liphardt vom RUZ im Spielcafé Laterna Magica veranstaltete, hat ihre Wirkung nicht verfehlt!

Das Angebot bildete den Auftakt eines umfangreichen Kräuterprojekts, das der Verein RoBiNet für dieses Jahr geplant hat. Folgende Termine stehen bereits fest:

Mittwoch 16.5. 18:30 Mensa/Hof der HGS im Anschluss an das Spielcafé:

Lesung zum Thema: Kräuter in der Literatur (mit Ausschank von verschiedenen Kräuterlimonaden)

Mittwoch 23.5.

16:00

Kräuterexperimente in der Lernwerkstatt
Donnerstag 21.6.

18:30

Wanderung (Wartberg): Kräuter in der Johannisnacht
Samstag 18.8.

10:30

„Marienkräuterwanderung“ im Rosdorfer Wald

im Anschluss an das Brauchtum der Kräuterweihen nach Mariä Himmelfahrt (15.8.)

Außerdem ist an Kunstprojekte, Informationsangebote zum Thema Heilkräuter, Workshops zum Teemischen, Seifenherstellung und anderes gedacht.

Doch zurück zu dem spannenden Angebot im Spielcafé. Wegen des schönen Wetters hatte Hildegard Liphardt ihr üppiges Pflanzenbüfett im Schatten auf dem Schulhof aufgebaut und bald war sie umringt von neugierigen Gästen, die darauf brannten, immer neue Geschmacksexperimente zu veranstalten. Neben gewöhnlichen Speisezutaten wie Petersilie, Schnittlauch und Basilikum fanden sich folgende Pflanzen auf dem Tisch:

Löwenzahn, Brennnessel, Giersch, Bärlauch, rote Taubnessel, Gänseblümchen, Gundermann, Spitzwegerich, Sauerampfer, Scharbockskraut, Pimpernelle, Labkraut, Schafgarbenblätter, Gartenspringkraut, Vogelmiere, Ehrenpreis (Männertreu) und Beinwell.

Diese ungewohnten Leckereien (ja, auch Brennesselblätter kann man roh essen!) und die unerschöpflichen Geschichten und Erklärungen von Hildegard Liphardt machten den Nachmittag zu einem denkwürdigen Erlebnis. Wir freuen uns auf die nächsten Kräuter-Aktionen!

Englische Bücherzelle

von Ruth Finkh

Die englische Telefonzelle, die von Familie Lesjak angeschafft und vor dem MusiKuss im Sellenfried 1 aufgestellt wurde, konnte am 23.9. von RoBiNet ihrer Bestimmung übergeben werden. Ab sofort dient sie als Öffentlicher Bücherschrank für Noten und fremdsprachige Literatur. Jeder Interessierte kann Bücher ausleihen, einstellen oder einfach mitnehmen.

Die kleine Einweihungsfeier erhielt einen festlichen Rahmen durch die unterhaltsame Moderation von Ralf Lesjak, einen gelungenen Auftritt der Kinderenglisch-Gruppe von Antonia Braun, musikalische Beiträge von MusiKuss, eine von Ute Lesjak vorgetragene Kurzgeschichte und nicht zuletzt das englische Büfett mit Tee, Sandwiches und Kuchen. Herzlichen Dank an alle Beteiligten!

Einladung zur Phone Box Party

Unsere englische Telefonzelle wird

 am Samstag, den 23.09.2017 um 15 Uhr

im Sellenfried 1 in Rosdorf   eingeweiht.

Künftig soll sie als öffentlicher Bücherschrank für Noten und fremdsprachige Literatur dienen. Bei typisch englischen Snacks und Short Stories wollen wir die PhoneBox zum Leben erwecken und befüllen. 

Musikalische Häppchen werden von der Musi-Kuss Musizierschule gereicht. Wir laden Euch alle ganz herzlich dazu ein!

Noten- und Bücherspenden sind jederzeit willkommen.

Swingender Maitanz für alle Generationen

von Ruth Finckh

Springtime is Swingtime“ – unter diesem Motto hatte der Verein RoBiNet am 30. April zu seinem ersten „Tanz in den Mai“ ins Gemeindezentrum geladen. Ungewöhnlich war an der Veranstaltung vor allem der Adressatenkreis: Nicht nur Erwachsene waren willkommen, sondern ausdrücklich auch Familien mit Kindern. Bewusst hatte RoBiNet darauf verzichtet, Eintrittsgeld zu erheben – wer Lust hatte, konnte unverbindlich mit den Kleinen vorbeikommen, ohne sich Sorgen um die Kosten zu machen. Selbst das Büfett, üppig ausgestattet mit Getränken, Snacks und von REWE gestifteten Obstkörben, stand auf Spendenbasis zur Verfügung.
Der Erfolg des Konzepts übertraf die Erwartungen der Veranstalter bei weitem. Es wurde ein rauschendes Fest und wirklich alle Generationen nahmen die Einladung an! Vom dreijährigen Kleinkind über Teenager und Studenten bis zu zahlreichen Senioren waren sämtliche Altersgruppen vertreten. Mit vergnügtem Gelächter wurden quer über die Tische alte Bekanntschaften erneuert und neue geschlossen. Mehr als 100 Teilnehmer füllten den Saal und vor allem die Tanzfläche mit Leben.
Für mitreißenden Swing sorgte zuerst die Jugend-Big-Band der Musikschule MusiKuss mit einem beeindruckenden einstündigen Programm. Anschließend heizte die „Waitingroom Jazzband“ aus Herzberg mit schwungvollen Melodien den Tänzern bis zum frühen Morgen ein. Manch einer musste sich zwischendurch erschöpft von der Tanzfläche stehlen … aber das waren nicht unbedingt die ältesten Teilnehmer!
Wir danken ganz herzlich der Firma REWE für die tollen Obstkörbe und die Blumendeko, der Rosdorfer Nachbarschaftshilfe für das Catering und unseren beiden phantastischen Bands für einen wirklich unvergesslichen Abend!
 

Sozialer Wohnungsbau für Piepmätze

Holzbau-Aktion mit RoBiNet und der Tischlerei Bantumak

von Ruth Finckh

Fröhliches Gelächter drang am 5. April aus dem Werkraum der Heinrich-Grupe-Schule, dazu Hämmer- und Sägegeräusche, das Surren von Akkuschraubern und das Stimmengewirr von zahlreichen Kindern und Erwachsenen. Der Grund: Der Verein RoBiNet hatte, wie im vergangenen Frühjahr, zusammen mit der Tischlerei Bantumak eine kostenlose Holz-Bastelaktion angekündigt und damit große Begeisterung ausgelöst.

Diesmal hatte sich Björn Schütze, der Bantumak-Geschäftsführer, ein besonderes (und sehr großzügiges) Angebot für tierfreundliche Familien ausgedacht: Nicht nur Holzreste lagen, wie im letzten Jahr, bereit, um von experimentierfreudigen Bastlern in kleine Kunstwerke verwandelt zu werden, sondern dreißig Sets mit vorgefertigten Bauteilen für hübsche Nistkästen! Die Sets fanden reißenden Absatz und auch der Zusammenbau ging glatt von der Hand – dank sorgfältig vorgebohrter Löcher und professioneller Werkzeuge, die von den Tischlern mitgebracht worden waren. Mit Ruhe, Geschick und Geduld wurden handwerklich weniger erfahrene Teilnehmer an die Nutzung der Werkzeuge herangeführt und am Ende konnte jeder, der wollte, stolz seinen schicken Nistkasten für die heimischen gefiederten Nachbarn mitnehmen. Sicher wird der „soziale Wohnungsbau für Piepmätze“ ebenso begeistert von den Vögeln angenommen wie die schöne Bastelaktion von den Rosdorfer Familien!

Herzlichen Dank an Björn Schütze, Axel Fitzner und das ganze übrige Bantumak-Team für die tolle Idee, die großzügig gespendete Zeit und die Freude am Schreinern, die ihr den ganzen Nachmittag verbreitet habt!

 

Zu Besuch bei unseren Vorfahren in der Jungsteinzeit

von Ute Lesjak und Gerhard Diehl

Seit Wochen konnte man immer wieder in der lokalen Presse von den spannenden Ausgrabungen und Funden auf dem Gelände der ehemaligen Anne-Frank-Schule lesen und beim Vorbeikommen die riesigen Erdhaufen auf dem Gelände sehen. So stieg natürlich auch im Ort die Neugier bei Vielen, spätestens seitdem die Vertreter der lokalen Politik und die vierten Klassen der Heinrich-Grupe-Schule die Möglichkeit hatten, das Ausgrabungsgelände zu besuchen. Nun konnte kurz vor dem Ende der Grabungsarbeiten auch der Verein RoBiNet (Rosdorfer Bildungsnetzwerk) seine Mitglieder und weitere Interessierte zu einer Führung durch die Kreisarchäologin des Landkreises Göttingen, Frau Dr. Andrea Bulla, einladen. Innerhalb weniger Tage war die Veranstaltung erwartungsgemäß ausgebucht.

Bei herrlichem Sonnenschein begrüßte Frau Bulla am letzten Mittwoch die etwa 30 neugierigen und erwartungsvollen Rosdorferinnen und Rosdorfer. Zunächst erfuhren wir, dass es bereits in den 1960er/1970er Jahren während eines  Zeitraums von 7 Jahren archäologische Grabungen gegeben habe. Im Zusammenhang mit der Erschließung der Baugebiete im Bereich Mühlengrund, Hinter den Höfen, Knopenstieg wurden dabei Überreste von 52 Gebäuden sowie Gegenstände aus der Zeit der Linienbandkeramik (ca. 5600 bis 4900 v. Chr.) gefunden.

Nach heutigem Wissensstand entwickelte sich die Neolithische (Jungsteinzeitliche) Kulturstufe des Menschen mit dem Ende der letzten Eiszeit vor ca. 12.000 Jahren. Damals gingen unsere Vorfahren von der gewohnten herumwandernden Lebensweise als Jäger und Sammler zur Sesshaftigkeit über und wurden die ersten Bauern der Geschichte. Durch den Bau ihrer Wohnstätten entstand allmählich die früheste Form der Architektur. Die Menschen lernten, Getreide anzubauen, Tiere zu domestizieren und zu töpfern. Der besonderen linienförmigen Verzierung der gefundenen Keramik hat die „ Linienbandkeramische Kultur“ ihren Namen zu verdanken.

Nach den zurückliegenden Grabungen war abzusehen, dass bei den jetzt anstehenden Bauarbeiten weitere Funde ans Licht kommen würden. Deshalb werden entsprechend dem Denkmalschutzgesetz seit Juli erneut Grabungen auf einer Fläche von 3.200qm durchgeführt. Dabei konnten das Archäologenteam neben anderen Funden auch drei neue Gebäudegrundrisse freilegen. Die mittlerweile in Rosdorf freigelegte Siedlung gilt als die bisher größte in ganz Niedersachsen.

Das Rosdorfer Grabungsgelände liegt auf dem sog. Lössgürtel, der Europa von Frankreich bis in die Westukraine durchzieht und sich durch sehr fruchtbares Erdreich auszeichnet. Dieses ermöglichte den Menschen den Ackerbau als Grundlage ihrer Existenz. Sie machten sich das bewaldete Gebiet unserer Region zunutze, indem sie bis zu 10 Meter lange Eichenstämme entrindeten, abschwärzten und als Grundgerüst ihrer Langhäuser in bis zu 2 Meter tiefen Gruben im Boden verankerten. Und das alles ohne moderne Hilfsmittel! Als Werkzeug haben sogenannte Dechsel gedient, besondere, in Hauenform geschliffene Steine. Den Lehm zum Verputzen entnahmen sie in der Regel Gruben, die die Archäologen auch in Rosdorf direkt neben den Häusern freigelegt haben.

Wir dürfen uns jedoch hier in Rosdorf trotz allem keine Großsiedlung von 50 Häusern vorstellen, sondern es ist davon auszugehen, dass von diesen etwa 20 Meter langen und 7 Meter breiten Gebäuden nie mehr als 5 bis 6 gleichzeitig dort standen, die jeweils von ca. je 10 Menschen bewohnt wurden. Jedes Haus verfügte über einen Zwischenboden mit Lagerfläche für Getreide, Haselnüsse usw. Tiere wurden, anders wir es uns von den typisch niedersächsischen Hallenhäusern her vorstellen, wahrscheinlich außerhalb der Häuser gehalten.

Leider befinden sich die Fundstellen auf dem gerade ergrabenen Gelände des ehemaligen Schulhofs ca. 80 cm unter dem damaligen Lauf- und Fußbodenniveau der Siedlung. Dies erklärt die ungewöhnliche Fundarmut der Grabung, bei der natürlich dementsprechend weder Feuerstellen noch größere Sachfunde in Form von Scherben gemacht werden konnten. Neben den vereinzelten Fundstücken sind es also vor allem die beeindruckend regelmäßigen dunklen Flächen im Boden. Sie sind entstanden, als der umgebende dunkle Erdboden in die Löcher der verfaulten Tragpfosten gerutscht ist. Sie lassen noch heute die Größe der verschwundenen Bauwerke erahnen.

Dennoch gibt es auch in dieser Grabungssaison einige spektakuläre Funde: Wie schon in der ersten Grabungsphase vor rund 50 Jahren hat man auch dieses Mal eine Grabstelle entdeckt. Das darin gefundene Skelett eines Erwachsenen war in Hocklage bestattet, die für die linienbandkeramische Zeit typische Bestattungsform. Die damaligen „Rosdorfer“ wurden durchschnittlich 40 bis 45 Jahre alt. Daneben konnte Frau Dr. Bulla uns auch einen ganz aktuellen Fund ihres Teams präsentieren: am Tag unseres Besuchs auf dem Gelände hatte man einen Ring aus Buntmetall geborgen, der vom Durchmesser zu urteilen möglicherweise einmal den Arm eines jungen Mädchens geschmückt haben könnte.

Frau Dr. Bulla wies abschließend darauf hin, dass die Funde als Bodendenkmale fachgerecht bearbeitet und für die Nachwelt in Grabungsplänen und Zeichnungen erhalten würden. An eine spätere Ausstellung der Funde in Rosdorf ist gedacht. Wir möchten Frau Dr. Bulla ganz herzlich für die außerordentlich interessante und lehrreiche Führung über das Gelände danken. Unser Dank richtet sich auch an ihre Mitarbeiter der Firma Goldschmidt aus Düren, die wir ebenfalls mit Fragen löchern durften und die uns geduldig und freundlich Auskünfte zu ihrer Arbeit gaben. Wir alle haben diesen Nachmittag sehr genossen. Vielen Dank nochmals!

Fotos: Ralf Lesjak (mit freundlicher Genehmigung der Kreisarchäologie)