von Ruth Fink,
Eine fulminante Neuauflage erlebte das von RoBiNet entwickelte Format „politischer Dämmerschoppen“ am 5. September im Foyer des Rosdorfer Familienzentrums. Rund 70 Besucher (fast alle geimpft, obwohl auch getestete Personen Zutritt hatten) strömten um 17 Uhr in den Raum, der mit einer gemütlich-altmodisch möblierten Bühne samt Telefon-Tischchen ausgestattet war. Dort nahmen die beiden Kandidaten, Sören Steinberg und Jörn Galander, sowie der Moderator Ralf Lesjak Platz und nippten an kühlen Bieren, während das Publikum sich mit bereitstehenden Snacks und Getränken versorgte. Ein halbes Dutzend Kinder verschiedener Altersgruppen erkundeten inzwischen im Nebenraum die Spielmöglichkeiten und unterhielten sich mit ihrer jungen Betreuerin Melina Bringmann. (RoBiNet hatte wie immer Wert darauf gelegt, der Veranstaltung durch dieses Angebot einen familienfreundlichen Rahmen zu geben.)
Die Wohlfühl-Atmosphäre konnte allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass auf der Bühne schwierige Themen zur Diskussion standen. Die Gäste hatten vorab die Möglichkeit gehabt, ihre Fragen an den Moderator zu schicken, doch sie konnten sie auch „live“ stellen oder auf bereitgelegte Bierdeckel notieren und nach vorne reichen. Zunächst aber meldete sich ein weiterer unerwarteter Diskussionsteilnehmer. Das schwarze Fünfziger-Jahre-Telefon auf dem Bühnentisch schrillte nämlich mitten in die Anmoderation von Ralf Lesjak hinein. Am Apparat war ein alter Bekannter des Moderators: Arthur Dent, bekannt aus dem Buch „Per Anhalter durch die Galaxis“. Er hatte von seinem Raumschiff aus den Blick auf Rosdorf gerichtet („leicht zu erkennen durch die riesige Halle“) und mischte sich nun mit kritischen Fragen ein, die Ralf Lesjak jeweils an die Kandidaten weitergab. „Welches Haus wird als nächstes abgerissen?“ war nur eine seiner Erkundigungen. Aber auch die Bierdeckel des Publikums enthielten brisante Themen: Baupolitik, Umweltschutz, Verkehrsplanung, Bildung, Finanzen – den Kandidaten blieb wenig erspart. Dabei achtete der Moderator sorgfältig darauf, beiden gleich viel Redezeit zu gewähren. Auch ohne die bereitstehende Schach-Uhr (die sich bald als defekt erwies und demonstrativ entsorgt wurde) gelang die gerechte Zeitverteilung recht gut. Auch sonst war die Diskussion getragen von Fairness und, bei aller Leidenschaft in der Sache, von Freundlichkeit im Ton. Nach zwei erstaunlich unterhaltsamen Stunden löste sich die Versammlung in Grüppchen auf, die eifrig weiterdiskutierten, während die Kinder das restliche Büfett plünderten. Als einzige Wermutstropfen der Veranstaltung wurden einige bauliche Mängel angemerkt, unter anderem die (vorläufig noch) miserable Akustik des Foyers und die störenden dicken Säulen, die die Sicht auf die Bühne verstellten. Aber ansonsten war das Publikum von dem freundlichen Raum angetan und das Catering durch Thomas Rellig war hervorragend. Wir warten mit Ungeduld darauf, dass das Café „Kleine Auszeit“ im Familienzentrum endlich eröffnen kann! Unser außerirdischer Teilnehmer Arthur bot zwar an, den aktuellen Personalmangel des Cafés höchstpersönlich zu beheben, doch leider wurde dieser Vorschlag wegen der weiten Entfernung zum „Restaurant am Ende des Universums“ abgelehnt…
Fotos: Fabio Lesjak